25.-30.01.2025
Kappadokien bedeutet „Das Land der schönen Pferde“. Die meisten werden allerdings an bunte Heißluftballons über mystischen Felsformationen im Sonnenaufgang denken. Das ist das Bild, das man von Kappadokien kennt. Da diese Bilder vielfach im Internet kursieren und die Landschaft auch wirklich so schön wie auf all den Fotos ist, ist Kappadokien ein absoluter Touristenmagnet. Wir drängen uns mit vielen anderen Kappadokien-Begeisterten in einem Heißluftballon und durch die unterirdischen Städte, finden aber auch Einsamkeit auf Wanderungen durch die langen, wunderschönen Täler.
Nach einem ausgiebigen Frühstück bringt uns Deniz, unser Gastgeber, mit seinem Auto zum Beginn des Love Valleys. Wir wandern das Tal auf schmalen ausgetreten Pfaden entlang, bewundern die abgeriebenen Sandsteinformationen und genießen die Sonne.
Einen Stück des Weges begleitet uns eine Hündin, die Kinder erkunden jede Höhle und jeden Felsen, die Stimmung ist entspannt, wir treffen nur wenige andere Wanderer.
Am Ausgang des Love Valleys, kurz vor Uchisar, treffen wir auf einen kleinen Saftstand und gönnen uns köstlichen frischen Orangen- und Granatapfelsaft (Achtung vor den Preisen – wir haben 200 TL pro Becher bezahlt, in Göreme haben wir Becher für 100 TL gesehen!)
Nun würde sich ein Besuch des Uchisar Kasteli anbieten, da wir spät losgelaufen sind lassen wir den Stopp aus und laufen direkt durch das Pigeon Valley zurück nach Göreme.
Deniz hat uns nahegelegt, die Wanderung in dieser Reihenfolge anzugehen, da die Wege andersherum schwerer zu finden sind. Mit diesem Tipp hatten wir keine Schwierigkeiten die Route zu finden, ein Tal hinunterlaufen, das andere wieder hoch, schon landet man wieder im Örtchen Göreme.
Die Tour findet ihr hier zum nachwandern.
Nach einem Bummel durch Göreme essen wir im Topdeck Cave Restaurant, welches uns Deniz als das beste von Göreme empfohlen hat, zu Abend. Das Essen ist lecker und für Göremer Verhältnisse preislich in Ordnung, hier kommt man gut mit Englisch zurecht.
Unser Tag startet kurz vor Sonnenaufgang. Wir werden um 7:15 Uhr abgeholt und zum Startplatz der Ballons gefahren. Hier herrscht schon absoluter Trubel, ein Ballon wird neben dem andern aufgebaut, überall stehen die Kleinbusse, die die Passagiere gebracht haben, fahren Ausflugsgruppen mit Jeeps oder Quads, Autos mit Anhängern, auf denen die großen Ballonkörbe transportiert werden.
Zum Frühstück bekommen wir ein Kaffee und Tee aus Thermoskannen, dazu ein kleines Tütchen mit abgepackten Snacks und die Show des Ballonaufbaus.
Auf einmal erhebt sich der Ballon vom Boden, die erste Flamme fährt hinauf! Schnell klettern wir alle in den Korb. Ca. 28 Personen passen in den Korb, der in 9 Teile unterteilt ist. 8 Teile für die Passagiere und die Mitte für den Piloten und seinen Helfer an der Gasflamme. Es gibt eine kurze Sicherheitseinweisung und schon schweben wir langsam über den Boden. Das Gas strömt heiß und laut in den Ballon, wir fliegen dicht an einen anderen Ballon heran, die beiden berühren sich sanft, dann entfernen wir uns und es wird still im Korb.
Die Gespräche, die „Ohhs“ und „Aahs“ verstummen, alle sind einfach nur beeindruckt von dem Gefühl des Schwebens und der unglaublichen Landschaft.
Friedlich fühlt es sich hier oben an. Die Stille wird nur unterbrochen von ruhigem Krächzen aus dem Funkgerät des Piloten oder dem Aufbrausen der Gasflasche. Wir sinken hinab zwischen die charakteristischen Felsformationen des Love Valleys, schweben an Höhleneingängen vorüber, sehen all die Pfade, die wir gestern gelaufen sind und steigen dann wieder auf, berühren fast noch einmal den Boden, bevor wir hoch aufsteigen. Der Himmel ist bunt geschmückt von all den Ballons um uns herum, die in der aufgehenden Sonne farbenprächtig leuchten. Unser Pilot fährt mit uns über die schönsten Täler der Gegend.
Die ersten Ballons um uns herum setzen zur Landung an und wieder sind wir beeindruckt: die Körbe werden zielgenau auf ihren Anhängern gelandet, der Anhänger bringt dann den, noch aufrechtstehenden Ballon mit seinen Passagieren zum Parkplatz des Busses. Was für eine Präzision! Kein Wunder, dass die Ballons bei mehr als 10 km/h Wind nicht mehr starten, eine solch weiche Landung wäre dann wohl nicht mehr möglich.
Erst als der Ballon abgelassen am Boden liegt, verlassen wir unseren Korb und stoßen gemeinsam auf die grandiose Fahrt an.
Wir sind mit Rainbow Balloons gefahren und waren sehr zufrieden.
Beim Frühstück erzählen wir Gastgeber Deniz aufgeregt von unserem Erlebnis, er freut sich mit uns, als wäre er selbst dabei gewesen, heizt den Ofen für unsere kalten Füße ein und toastet uns eigenhändig Semmeln.
Am Nachmittag ergattern wir noch einen Platz für einen Ausritt zu Pferden bei Sonnenuntergang.
Özlem holt uns in Göreme ab und bringt uns zu seiner Ranch in Cavusin. Hier stehen die Pferde bereits gesattelt bereit. Sie sind freundlich und wohlgenährt. Typisch Touritour zockeln wir einer hinter dem anderen hinterher durch die Täler und Hügel des Red Valley.
Klingt Langweilig? Für unsere gemischte Gruppe aus Reitern und nicht-Reitern war es perfekt. Die Kinder haben sich über „eigene Pferde“ gefreut, ich nehme meine Füße aus den Bügeln und lasse sie so entspannt hängen, wie mein Pferd Elyo läuft. Bald schnauben die Pferde ab, zufrieden laufen sie den bekannten Weg entlang. Für ein wenig Nervenkitzel führt der Weg steil auf einen der Felsen hinauf und wir bekommen eine tolle Aussicht geboten.
Es wird eine Rast an einer Felsenkirche eingelegt, die Pferde bekommen eine Pause, die Kinder klettern in die Höhlen und auf die Felsen. Wer möchte kann einen Saft genießen.
Weiter geht es zurück durch das Sword Valley, vorbei an all den lauten Quadtouren. Unsere Wege fahren die Quads nicht, sie sind den Pferden und Wanderern vorbehalten, sodass wir die Stille des Tals genießen können.
Wir kommen zurück zur Ranch. Die Pferde haben Feierabend und auf Nachfrage dürfen wir selbst absatteln und bürsten alle Pferde noch einmal glatt. Özlem erkennt uns als Pferdeliebhaber und ahnt schon, uns kann er so schnell noch nicht zurück nach Göreme bringen. Schließlich werden die Pferde nacheinander losgebunden und dürfen frei auf den Paddock galoppieren. Dort wird getollt und vor allem gewälzt! Die Pferde scheinen ebenso zufrieden mit dem Tag wie wir.
Überall in Kappadokien werden zwei verschiedene Touren für Touristen angeboten. Die Red Tour und die Green Tour. Sie führen zu unterschiedlichen Sehenswürdigkeiten der Region. Angeboten werden sie als Bustouren, ebenso gut kann man die Strecken mit dem eigenen Auto fahren. Das empfiehlt uns Deniz.
Unsere Red Tour bringt uns als erstes ins Imagination Valley, wir treffen ca fünf Busse voll Touristen. Klar, nicht nur wir finden es hier schön. Doch während die Bustouristen nur einen 5 minütigen Fotostop machen, wandern wir etwas weiter zwischen die Felsen und haben hier die Landschaft für uns alleine.
Der nächste Stopp der Tour ist das Zelve Freilichtmuseum. Für 13 € Eintritt kann man hier eine alte Höhlensiedlung erkunden. Das Museum besteht aus drei Tälern, zwei davon sind wir abgelaufen. In den Höhlen kann man Futterplätze für Tiere, Schlafplätze und Kochnischen erkennen, alte Kirchen und auch eine alte Moschee begehen und die vielen bemalten Taubenverschläge sehen. Während wir die Wege entlang schlendern und die kurzen Hinweistafeln lesen, lieben es die Kinder in wirklich jede Höhle zu klettern und sich auszudenken, welche der kleinen Nischen wofür genutzt wurde.
Unser letzter Stopp für heute sind de Feenkamine, aber auch nur, weil der Eintritt für diesen Bereich in unserem Ticket inklusive ist. Eigentlich finden wir dieses Eck dann doch zu touristisch. Der Weg, den man durch zig verschiedene Souvenirläden zum Eingang gehen muss, ist beinahe länger als der Weg zwischen den Felsen. Im Love Valley sieht man diese Felsgebilde, ohne sich durch enge Lädchen quetschen zu müssen und kann sie freier erkunden. Endlich im Park angekommen sind die Felsformationen natürlich schon beeindruckend und wir machen ebenso fleißig Fotos, wie all die anderen Touris.
Normalerweise ist der letzte Stopp der Red Tour Cavusin, da wir hier aber gestern bereits mit den Pferden waren und inzwischen alle hungrig sind, besuchen wir ein Restaurant in der Töpferstadt Avanos, welches uns Deniz empfohlen hat. Im Akdeniz Kebap Salonu tischt man uns Meze und Kebab zum satt werden zum fairen Preis auf.
Wir stehen noch einmal zum Sonnenaufgang auf und laufen zum Aussichtspunkt über Göreme. Man muss 30 TL Eintritt pro Person bezahlen, und hat einen grandiosen Ausblick auf die Stadt und die Ballons, die hier tief zwischen die Häuser hinunterkommen. Es gibt viele Fotorahmen und Schaukeln, es wimmelt von Touris, aber wir finden es trotzdem wunderschön das Spektakel noch einmal vom Boden aus zu beobachten.
Wir frühstücken schnell und packen uns alle Reste, die wir nicht mehr schaffen, auf Anraten von Deniz als Picknick ein und los geht’s auf unserer Green Tour.
Der erste Stopp ist die unterirdische Stadt Derinkuyu darauf habe ich mich besonders gefreut. Ich finde es schier unvorstellbar, dass hier damals auf 22 Stockwerken geschätzte 10 000 Personen gelebt haben sollen!
Meine Mama ist von diesem Stopp nicht so begeistert, offenbar hatte ich vergessen zu erwähnen, dass die Gänge der Stadt sehr eng und niedrig sind, nichts für jemanden, der zur Klaustrophobie neigt! Sie schlägt sich aber tapfer und besichtigt mit uns die 8, für Touristen zugänglichen Stockwerke. Durch einige der Tunnel können wir tatsächlich nur krabbeln, die langen Treppen nur tief gebückt laufen!
Wer sich nicht sicher ist, ob er eine unterirdische Stadt gut verträgt, sollte es dennoch versuchen. Man kann nach dem ersten Stockwerk auch einfach wieder umdrehen, nach niedrigen Treppen kommt immer wieder eine großzügigere Höhle zum Durchatmen und in die ganz kleinen Ecken muss man nicht hinein, da kann man einfach vorbei gehen und nur die Kinder hineinkriechen lassen.
So bringen wir auch meine Mama wieder sicher nach oben und sind alle froh, dass wir nicht in einer unterirdischen Stadt leben müssen.
Als nächstes führt uns die Green Tour ins Ihlara Tal. Hier ist die Landschaft ganz anders als in den Tälern um Göreme. Im Frühling und Sommer sicherlich grün mit üppiger Vegetation entlang des Melendiz Flusses. Kommt man im Tal an, fühlt man sich mal wieder wie im Tourihotspot, ein Lokal am anderen. Ist man daran erst mal vorbei und auf den Wanderwegen im Tal angekommen wird es wunderschön. Der Weg windet sich auf der einen Seite des Flusses entlang, wir laufen bis zur Sümbüllü Kilise und auf der anderen Seite des Flusses wieder zurück.
Auch die vielen keinen Lokale zu Beginn des Tals haben besonders im Sommer ihren Reiz, haben sie doch kleine Terrassen, die zum Teetrinken locken auf den Fluss gebaut.
Im Ihlara Tal kann man viele der alten Höhlenkirchen besichtigen, doch etwas traurig stimmt uns der Verfall dieser wundervollen Bauwerke und vor allem wie wenig dagegen getan wird! Die farbenprächtigen Fresken sind ungeschützt und wurden vielfach mit Schmierereien eingeritzt, einige Kirchen sind verschlossen, da es zu gefährlich ist, sie zu betreten, eine ist 2011 eingestürzt. Das Ihlara Tal kostet 13€ Eintritt, doch die Eintrittsgelder scheinen nicht zum Schutz der Bauwerke verwendet zu werden.
Nach unserem 2-stündigen Spaziergang ist es leider zu spät für den letzten Stopp der Green Tour. Die älteste Kirche der Umgebung in Simeon sehen wir daher nur von außen.
Hungrig kommen wir im Restaurant Hanimeli in Mustafapaşa an und genießen traditionelles türkisches Essen zum fairen Preis und leckeres Backlava – selbstgemacht von Mama, sagt unser Kellner.
Für meine Mum geht es am nächsten Tag ganz früh zum Flughafen und zurück nach Deutschland. Wir räumen die Ferienhöhle wieder aus und das Womo wieder ein und genießen dann noch einmal das beste Frühstück in ganz Kappadokien.
Den Tag verbummeln wir in dem erfolglosen Versuch unsere doofe Turkcell SIM Karte wieder zu aktivieren. Im Laden sagt man uns, sie stammt gar nicht von Turkcell, war aber drei Monate gültig und ist nun abgelaufen. Klingt, als hätte man uns da gewaltig übers Ohr gehauen…
Am Abend stellen wir uns auf den schönsten Parkplatz der bisherigen Reise, auf den Aussichtspunkt oberhalb vom Love Valley, wo morgens die Ballons starten.
Hier treffen wir Kasia und Michael, sie kommen aus Hamburg und sind erfahrene Weltreise-Hasen. Seit einem Jahr sind sie unterwegs. Bei einem Bier und Baileys (Danke an meine Mama!) bekommen wir Tipps und Tricks zum Weltreisen und freuen uns, zum ersten Mal genauso verrückte Leute wie wir es sind, zu treffen.
Unsere Zeit in Kappadokien endet am nächsten Morgen mit Ballons, die direkt neben Lucas in die Lüfte steigen (einer nimmt fast unsere Solarzellen mit…), einem letzten Blick über das wunderschöne Love Valley, geschmückt von in der Sonne leuchtenden Ballons und einem weiteren allerbesten Frühstück im Adelya Cave Hotel, denn Deniz hat uns noch einmal zu sich eingeladen – das ist türkische Gastfreundschaft, wie man sie nur hier erlebt!