09.-23.02.2025
Die Grenze zwischen Georgien und der Türkei ist chaotisch, doch ein Grenzbeamter winkt uns in die richtige Richtung und stoppt uns schließlich. Fahren darf über die Grenze nur der Fahrer des Autos, gibt er uns zu verstehen, alle Beifahrer müssen aussteigen und den Grenzübergang für Fußgänger wählen. Meine Schwester und ich machen uns mit den Kindern auf den Weg ins Getümmel. Es ist viel los, viele Menschen warten mit viel Gepäck in dem Grenzgebäude.
Wir laufen problemlos durch die Kontrollen und Philip kommt mit Womo Lucas zeitgleich in Georgien an, alle springen wieder ins Auto und schon stecken wir mittendrin im georgischen Verkehrschaos. Es wird gehupt und gedrängelt, geduldig sind die Georgier auf der Straße nicht.
Dazu kommt eine Kuhherde auf der Gegenspur, wenig später drei Schweine auf unserer Spur. Dann fahren wir plötzlich zwischen den modernen Hochhäusern Batumis hindurch. Abwechslung auf Georgisch.
Noch etwas fällt uns auf: tatsächlich regnet es nicht mehr! Immer Regen an der Schwarzmeerküste, das gilt wohl nur für die Türkei.
So verbringen wir einen schönen sonnigen Tag in Batumi und besichtigen auf einem Stadtspaziergang all die neugebauten Sehenswürdigkeiten.
Problemlos parken können wir das Wohnmobil auf einem Parkplatz direkt an der Strandpromenade, von dort laufen wir zu Touristen Sehenswürdigkeit Nr. 1: Der Magti Laden. Hier kaufen wir als erstes eine SIM Karte, in Georgien gibt es einen Monat unbegrenztes Datenvolumen für unter 15€.
Weiter geht’s zum Batumi Boulevard mit beeindruckenden Fontänen, die abends sogar zur Musik tanzen. Direkt neben den Fontänen befinden sich drei weitere Sehenswürdigkeiten: Die Collonades, das Summer Theater, das Meer und ein Spielplatz! Wir schlendern die Promenade entlang in Richtung Westen, biegen dann wieder ins Landesinnere ab, vorbei an der „Frau auf dem Fahrrad“, durch den Japanischen Garten, an der Universtiy Fountain vorbei zum Batumi Octopus, einer bunten Mosaikskulptur. Ganz in der Nähe befindet sich der 6. May Park mit dem Nuri See. Läuft man aus dem Park hinaus die Memed Abashidze Avenue entlang, kommt man direkt zum Europa Platz.
Auf dem Weg können wir eine Pause in Babz’s coffee sehr empfehlen!
Dass die Georgier gerne zu Europa gehören würde, merken wir auf unserer Reise an jeder Ecke. Rund um den Europaplatz sammeln sich kleine Cafés zu Fuße der „Medea mit dem Goldenen Vlies“. Entlang der Memed Abashidze Avenue stehen hier besonders hübsche, mosaikverzierte Häuser, die sich an den Turm der Astronomischen Uhr schmiegen. Hinter dem Uhrturm biegen wir rechts ab in die Konstantine Gamsakhurdia Street, hier finden wir neue Schnürsenkel in einem Schuhgeschäft, biegen dann einmal noch links ab und kommen zum Batumi Piazza Square. Gesäumt von Restaurants und einer Bühne befindet sich in der Mitte des Platzes ein großes Marmormosaik. Am Abend wird der Platz von Musik und Tanz belebt. Wir laufen nun wieder in Richtung Schwarzes Meer, entlang am Hafen, bis zur Ali & Nino Statue, immer mit Blick auf den Alphabetic Tower, auf dem man die schönen Buchstaben des georgischen Alphabets bewundern kann. Hier stehen wir bereits wieder hinter unserem Parkplatz.
Dieses Touristische Zentrum kann man entspannt an einem Nachmittag ablaufen. Der Tag in Batumi hat uns sehr gut gefallen, doch es zieht uns raus aus der Stadt! In der Tourist Information wird uns der Mtirala Nationalpark empfohlen.
Nur eine knappe Stunde von Batumi entfernt, versucht man im Mtirala National Park abenteuerlustigen Touristen alles zu bieten. Klettergarten, Quadtouren, Pferdereiten, einmal Maschinengewehr schießen – hier ist alles möglich.
Es gibt auch zwei Wanderungen. Eine zwei Tages Wanderung, die auf halber Strecke einen Tourist Shelter hat, den man buchen kann, und eine Halbtagestour, für die wir uns entscheiden. Wir überqueren den Chakvistskali River mit einer handbetriebenen Seilbahn, wandern bis zum Mtirala Park Lake und können einfach nicht anders als hineinzuspringen! Das Wasser schaut einfach zu einladend aus, wir sind ganz allein im Park und haben lange nicht mehr geduscht…
Weiter geht’s zum Tyablnari Wasserfall und von dort durch den Subtropischen Wald zurück zum Wohnmobil.
Mein Papa hat uns als größte Empfehlung für Georgien Uschguli im Kaukasus empfohlen, also geht es für uns ab jetzt weiter in den Norden. Wir stoppen auf dem, bei Overlandern sehr beliebten Camp Itara, resetten hier einmal das Wohnmobil, Wäsche waschen, Duschen, putzen und kurz Yoga machen, und sind dann auf dem Weg nach Mestia. Bis hier sollten wir mit Womo Lucas fahren können, die Straße ist wohl gut ausgebaut. Der Weg von Mestia bis Uschguli wird für Lucas nicht mehr zu schaffen sein, beraten uns Claudia und Christoph vom Camp Itara.
Unser Weg führt am Schwarzen Meer über die Stadt Poti, am Enguri Dam vorbei und dann immer entlang dem Fluss Enguri. Sie ist zwar gut ausgebaut, wird aber immer wieder von Steinschlägen beeinträchtigt und dann kommen wir auch in den Schnee. Unser Fiat Ducato mit viel zu viel Last auf der Hinterachse tut sich hier doch schwer. Wir schaffen es bis Mestia und stehen hier im Winter Wonderland. Wie ich es von früher von Schweizer Skiorten kenne, sind hier die Straßen nicht mehr geräumt, das passt gut, denn Mestia ist einer der Skiorte Georgiens, es gibt hier zwei kleine Skigebiete.
Am nächsten Tag lassen wir uns von einem Fahrer mit vierradangetriebenem Minivan in das 2200 Meter hoch gelegene Uschguli fahren. Hier gibt es eine ca. 5-stündige Wanderung zum Shkhara Gletscher, doch wir entscheiden uns für einen Dorfspaziergang. Von der Lamaria Kirche stapfen wir durch den Schnee hinunter in die Ortschaft. Das Ethnographische Museum ist leider geschlossen, doch das Ushguli Museum ist geöffnet, wir treten ein und werden in die seltsam anmutende Ausstellung geführt. Das Museum befindet sich in einem Wohnhaus und besteht aus drei Zimmern und einer Art Wintergarten. In den Zimmern stehen Betten und wir fragen uns, ob man hier tatsächlich auch übernachten kann. Die Decken sind mit Symbolen aus der Sowjet Zeit geschmückt. Die Ausstellung besteht aus einer wilden Mischung aus ausgestopften Tieren, Gegenständen aus alten Zeiten, traditionellen Musikinstrumenten, Postkarten und Zeitungsausschnitten. Das alles wird begleitet von einem mehr als stechenden Geruch. Ok – interessant, muss man vielleicht einfach mal gesehen haben.
Um uns von dieser Erfahrung etwas zu erholen, machen wir einen Stopp im Café Svaneti. Die alteingesessene Wirtin kocht uns eine wunderbare Gemüse Suppe, backt frisches Brot im Holzofen und serviert uns selbst gemachten Kräutertee. So gestärkt zieht es uns wieder raus in den Schnee, wir wollen als nächstes die berühmten Wachtürme aus der Nähe sehen. Mehr noch; wir finden einen Turm, auf den wir hinaufsteigen können!
Wir schlendern noch ein wenig durch das Dorf, treffen immer wieder Kühe und Pferde auf den Straßen zwischen den Häusern und genießen einfach den sonnigen Wintertag, dann lassen wir uns von unserem erfahrenen Fahrer in Rekordzeit zurück nach Mestia bringen. Er heizt durch die schneebedeckten Serpentinen, überholt alle anderen Autos und scheint den Weg zu kennen wie seine Westentasche.
Zurück in Mestia ist Womo Lucas von gelbem Polizeiabsperrband umringt. Der ganze Parkplatz ist abgesperrt und wird von großen Baggern vom Eis befreit, alle anderen Fahrzeuge wurden bereits entfernt, wir kommen gerade rechtzeitig. Auf der Suche nach einem neuen Parkplatz für die Nacht enden wir in einem eingeschneiten Weg, fahren uns beinahe fest und Philip kann das Womo gerade so mit einem gekonnten Drift aus einer Schneewehe befreien. Schneeketten wären echt nicht schlecht…
In der Nacht schneit es immer weiter und wir machen uns Sorgen, dass wir die schwierige Straße zurück in die Zivilisation nicht mehr schaffen. Am nächsten morgen heißt es also früh aufstehen und durch leichtes Schneegestöber runterfahren, Frühstück gibt es während der Fahrt, für alle deren Magen die Serpentinen aushält. Lucas und Philip sind inzwischen ein eingespieltes Team und arbeiten sich wacker die Straße hinunter.
Unseren nächsten Stopp legen wir in Tskaltubo ein. Hier entspringen eine Vielzahl heißer Quellen und so war der Ort zur Sowjet Zeit ein beliebter Badeort unter anderem für die schönen und reichen Russlands. Heute sind die Sanatorien, in denen die Gäste früher Erholung finden konnten, verlassene Ruinen.
Wir übernachten im Central Park in der Nähe der noch geöffneten Spring 6. Hier kann man auch heute noch die Quellen genießen, sich von Doktoren durchchecken und Massieren lassen. Von hier starten wir einen Spaziergang zu drei der alten Ruinen. Der erste Stopp ist das Bathouse 8, ein verlassenes Bad direkt im Park. In dem runden Gebäude sieht man noch immer die Becken, Duschen und Umkleideräume und kann sich gut vorstellen, wie es einmal gewesen sein muss. Außerdem können wir uns wunderbar ausmalen, wie wir dieses Gelände zu Wohnraum umbauen würden. Am Rande des Parks laufen wir entlang der Tskaltubostkali, biegen dann einmal rechts ab und steuern auf das Sanatorium Medea zu. Von unseren Parkplatznachbarn wurden wir vorgewarnt: viele der verlassenen Sanatorien sind gar nicht so verlassen. Seit dem Abchasienkrieg, suchen Abchasische Flüchtlinge in den Gebäuden Zuflucht. Man soll beim Besichtigen der Häuser also respektvoll darauf achten, nicht plötzlich in Privaträumen zu stehen.
Das erhöht bei unserer Tour den Nervenkitzel, werden wir Abchasier treffen? Was werden sie dazu sagen, dass wir die Gebäude anschauen möchten? Und wie einsturzgefährdet sind die Gebäude eigentlich? Wir schleichen vorsichtig durch die Eingangshalle, deren Prunk man noch immer erkennen kann, wagen uns die Treppen hinauf und die Gänge entlang. Geschlossene Türen belassen wir geschlossen, an einigen Stellen hat man tatsächlich den Eindruck, dass hier jemand wohnt. An den meisten Ecken aber tropft der Regen hinein und arbeitet weiter an der Zerstörung des Mauerwerks. Wie schön und prachtvoll muss das Sanatorium einmal gewesen sein. Auch jetzt, im Regen, mit Brand- und Schimmelflecken an den Wänden, abblätternden Tapeten, rankendem Efeu und Löchern im Fußboden wirkt es noch immer beeindruckend.
Wir treffen dann tatsächlich auf Menschen, grüßen freundlich mit Gamaschoba und ziehen schließlich weiter zum Sanatorium Metallurgist. Hier haben die Flüchtlinge den Abenteuerdrang der Touristen zum Geschäft gemacht, wir werden aus einem Fenster heraus freundlich hineingebeten, zahlen dann 7€ Eintritt und bekommen eine Führung durch das Sanatorium. Auch hier schaut die Decke aus, als könnte sie bald herunterkommen, auch hier regnet es in das oberste Stockwerk hinein und wachsen Bäume aus dem Boden heraus. Doch die Bewohner des Hauses haben Schutt und Staub beiseitegeschafft, den Kronleuchter wieder mit Strom versorgt, die Parkettböden freigelegt, den eingefallenen Flügel im Konzertsaal inszeniert.
Einer der 13 Einwohner erzählt uns seine Geschichte; als Kind verlor er seine Eltern und Geschwister im Krieg in Abchasien, hat nach einer schweren Zeit, während der er unter anderem auf Baustellen in Deutschland ohne Bezahlung arbeitete, hier ein Zuhause gefunden. Nun aber machen die Bewohner der Sanatorien sich große Sorgen, denn das Metallurgist Sanatorium, wie auch einige andere der Gegend, wurde an Investoren verkauft und soll bald schon renoviert werden. Wo werden sie dann unterkommen?
Tief in Gedanken verlassen wir das Sanatorium und machen uns auf den Weg zurück zum Wohnmobil. Von Deutschland hat der Mann in hohen Tönen gesprochen, dort kümmerte man sich um ihn, sagt er. Wie das mit der Arbeit ohne Bezahlung zusammen passt, verstehen wir nicht so ganz und doch sind wir mal wieder dankbar für unsere Herkunft, für das so leichte Leben, für die vielen Möglichkeiten, für die wir so Garnichts können, in die wir einfach hineingeboren sind.
Nur wenige Autominuten von Tskaltubo entfernt liegt Georgiens viert größte Stadt: Kutaisi. Für viele ist dies der erste Ort, den sie in Georgigen kennen lernen, da hier die Billigfluglinie Wizz Air beheimatet ist.
Später werden wir hier auch Philips Mama vom Flughafen abholen, um Georgiens Osten mit ihr zu bereisen.
Mal wieder erkunden wir die Stadt mit einem Stadtspaziergang zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten: Wir starten in der Lermontov Street und besuchen als erstes die Baumärkte, die sich hier aneinanderreihen. Philip sucht nach irgendwelchen Teilen, die wir unbedingt brauchen, wir bestaunen indessen Stuckdecken und alte Kachelöfen. Besonders prächtig ist der Baumarkt in Hausnummer 11, denn hier lebte um 1880 ein bekannter Arzt in einer damals opulenten Wohnung.
Da es sozusagen in Strömen schneit brauchen wir gleich zu Beginn etwas zum Aufwärmen. Wir landen im BookCafe Biblusi. Ein Cafe angeschlossen an ein Buchgeschäft, es gibt sogar einige englische Bücher. Wieder aufgewärmt laufen wir zur White Bridge, bestaunen die Statue von Picassos Boy und die, in die Bodenplatten geschriebenen, georgischen Gedichte.
Zurück Richtung Stadtzentrum geht es vorbei an der Wall of Love. Eine Street Art Gallery mit farbenfrohen Kunstwerken. Am Ende der Wall of Love laufen wir durch den Mon Plaisier Arc zum Saba Kldiashvili Square mit dem Glory to Labour Monument von 1980.
Jetzt könnte man durch den Park von Kutaisi in Richtung des Hauptplatzes spazieren, doch leider ist der Park bei unserem Besuch geschlossen.
Der Hauptplatz mit der bekannten Colchis Fountain ist genauer gesagt ein Verkehrs Kreisel. Wir kämpfen und durch den chaotischen Verkehr über die Straße, um den großen Brunnen aus der Nähe zu betrachten. Den Brunnen zieren vergrößerte Versionen von kleinen rituellen Figuren, die in Ausgrabungsstätten in Imereti gefunden wurden. Das Vorbild für die beiden Pferde in der Mitte des Kreisels war ein paar Goldene Ohrringe.
Richtung Norden, in der Varlamishvili Street befindet sich das bekannteste Wandgemälde Kutaisis. „With Love“ von dem Ukrainischen Künstler Sasha Korban.
Wir enden unseren Stadtrundgang am Green Bazar, schlendern durch die vielen Marktstände und füllen unsere Vorräte auf. Im Cafe „Bread and Wine“ im Inneren des Marktes stärken wir und mit typisch georgischem Essen – was genau kann ich leider nicht mehr wiedergeben, wir haben weder die Speisekarte noch die Wirtin verstanden, aber am Ende stand unser Tisch voll mit leckerem Essen: Heiße Suppe, Brot und Wurst.
Auf dem Weg zurück zum Womo kommen wir dann noch an einer wunderbaren Bäckerei vorbei und gönnen uns hier eine große Auswahl an süßen Leckereien, die wir im warmen Wohnmobil genießen.
Kutaisi ist einen Besuch wert, auch die Umgebung hat so einiges zu bieten – beim nächsten Mal darf es aber gerne etwas wärmer und trockener sein!
Unser vorletzter Stopp mit meiner Schwester ist die Höhlenstadt Uplisziche in der Nähe von Gori. Die Stadt erinnert uns sehr an Kappadokien, immer wieder ziehen wir Vergleiche und fragen uns, wie viel Handel eventuell damals zwischen Kappadokien und Uplisziche stattgefunden hat. Uplisziche lag an einer wichtigen Handelsroute und war ein Stopp für die Händler.
Über gut ausgebaute Wege und Treppen läuft man hinauf in die Stadt. Weinkeller, Tempel und Hallen sind in die Felsen geschlagen und können erkundet werden. Die Kids malen sich aus, in welcher der Nischen damals wer geschlafen und was gestanden hat. Weiter kann man die alten ausgetretenen Pfade auf die obersten Felsen hinaufklettern und eine grandiose Aussicht genießen. Karge Berge, durch die sich das breite Flussbett des Kura zieht. Zu Fuße der Höhlen kann man die Ruinen der alten vorgelagerten Wohnhäuser der Stadt sehen. Zwischen den verfallenen Mauern wandern weiße Punkte wie Schneeflocken – eine Schafherde.
Später verlassen wir Uplisziche durch einen langen Tunnel, der durch die Felsen hindurchführt, und stehen am Ufer des Kura.
Von Uplisziche sind es nur noch ca. 1,5 Autostunden bis Tiflis.
Auch in Tiflis haben wir einen Rundgang zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten gefunden: Direkt am Rike Park, vor dem futuristisch anmutenden Rike Music Theater finden wir den perfekten Parkplatz für unseren Lucas. Von hier sind es durch den Park nur wenige Meter zur berühmten Friedensbrücke. Hinter der Brücke einmal rechts abbiegen, dann immer geradeaus, kommt man direkt zum Uhrturm des Gabriadze Theaters. Für eine Stärkung machen wir uns auf den Weg zum bekannten Radio Cafe, direkt am Giorgi Leonidze Park. Hier bekommen wir endlich die klassischen Khachapuri, das schiffchenförmige Brot mit Butter, Käse und Ei. Weiter geht es durch den Giorgi Leonidze Park und durch den angrenzenden 9. April Park zur Shota Rustaveli Avenue, Tiflis Prunkstraße. Entlang der Straße befindet sich das Staatliches Sacharia-Paliaschwili-Theater für Oper und Ballett, das Parlament Georgiens und verschiedene Kunstmuseen sowie ein süßer Buchladen. Die Rustaveli Avenue endet am Liberty Square, von hier aus laufen wir weiter Richtung Süden und machen uns an den Aufstieg zur Statue der Mutter Georgiens. Durch hübsche Gässchen, vorbei an bunten Häusern mit geschnitzten Balkonen gelangen wir zu den steilen Treppenstufen, die uns immer höher zum Aussichtspunkt über die ganze Stadt bringen. Von hier oben können wir sogar Lucas auf seinem Parkplatz entdecken.
Als nächstes möchten wir runter zur Metechi Kirche laufen, doch der Weg ist abgesperrt. Kein Problem: hier oben ist die Station der Seilbahn und da diese hier als Teil des Öffentlichen Nahverkehrs gilt ist eine Fahrt gar nicht teuer. Für 5€ bringt uns die Seilbahn vorbei an der Festung Nariqala über den Kura Fluss direkt auf den Europa Platz unterhalb der Metechi Kirche.
Den letzten gemeinsamen Abend mit meiner Schwester feiern wir mit einem georgischen Abendessen im Restaurant Pasanauri.
Dafür treffen wir Abi aus Schottland, eine Bekannte von Anil. Sie war, wie wir, bei Anil in der Türkei zum Workaway. Anil hat gesehen, dass Abi und wir auf der gleichen Route unterwegs sind und hat uns verknüpft „Ihr müsst euch unbedingt kennen lernen!“
Und da hatte er recht! Wir haben einen großartigen Abend mit Abi, reden viel über das Reisen, über ihre Erfahrungen in Georgien und ihre weiteren Reisepläne. Der Abend endet mit einem wilden schottischen Tanz im Rike Park, ich hätte mir keinen schöneren Abschiedsabend für Silja vorstellen können.
Halb Georgien haben wir nun durchquert und sind wieder zu viert unterwegs.
Lucas fühlt sich zu groß für uns an. Das Leben zu fünft war einfach. Wir haben uns schnell aneinander und an das abendliche Bett-bauen gewöhnt, haben eine gemeinsame Badezimmer Routine und eine morgendliche Café Zeremonie entwickelt. Die vielen tiefgehenden Gespräche haben unglaublich gutgetan und uns als Familie gestärkt. Klar geht man sich mal auf die Nerven, aber wir haben beinahe leichter Rückzugsmöglichkeiten gefunden, als in vorherigen Ferienwohnungsurlauben. Vielleicht sind wir aber auch durch das Reisen bereits etwas offener und kompromissbereiter geworden.