August 2023
Mein Papa hat ein Sabbatical in den USA geplant. Er besucht verschiedene Kliniken und Universitäten um deren Informationssysteme kennen zu lernen.
In den USA war ich noch nie, und so beschließen wir, ihn dort abzuliefern – allein würde er sicher den Weg nicht finden.
Seine erste Station ist Baltimore, die erreichen wir auf Umwegen über Florida, New York und Washington, um die östlichen USA ein wenig kennen zu lernen.
Wir fliegen nach Tampa, Florida. Hier leben Seekühe oder auch Manatis, die sind meine Lieblingstiere, wenn ich ein Tier wäre, wäre ich eine Seekuh! Den ganzen Tag mit der Familie im warmen Wasser chillen und futtern – klingt super! Wenn es ihnen in Florida gefällt, gefällt es mir sicherlich auch.
Mit einem Mietwagen machen wir uns auf den Weg zu unserem Airbnb in Clearwater.
Als erstes besuchen wir den Stand, weicher Sand, warmes (!) Wasser, das so salzig ist, dass man treiben kann, ohne unterzugehen – unser Lieblingsplatz ist schnell gefunden.
In St. Petersburg, südlich von Clearwater, lebt Philips Cousine, wir verbringen einen Tag mit ihr und ihrem Mann und lernen St. Pete kennen. Sie unternehmen mit uns eine kleine Stadtrundfahrt im Auto, der erste Halt ist ganz in der Nähe ihres Hauses, an einer Stelle, wo der Ausläufer eines Sees in den Hafen geleitet wird.
Ich habe von meiner Liebe für Seekühe erzählt, wir hoffen, sie hier zu sehen.
Die Wahrscheinlichkeit ist gering, im Sommer sind sie weiter draußen im Meer, wo es kühler ist, doch manchmal kommen sie hier her, um das Süßwasser des Sees zu trinken.
Und tatsächlich – drei Seekühe, zwei ausgewachsene Tiere und ein Baby, schwimmen direkt an der Hafenmauer, schauen neugierig zu uns hoch und trinken ausgiebig und ganz entspannt. Da ich nicht damit gerechnet hatte, diesen Urlaub echte, freilebende Seekühe zu sehen, kann ich mein Glück kaum fassen! Der Urlaub hat sich schon jetzt absolut gelohnt!
Philips Cousine empfiehlt uns einen Trip nach Weeki Wache. Wir hatten schon vor der Reise die Netflix Doku „MerPeople“ gesehen, da die Löwin aktuell das Meerjungfrauen Fieber gepackt hat (zum Geburtstag gabs einen eigenen Meerjungfrauen Schwanz fürs Schwimmbad). Ein Treffen mit echten Meerjungfrauen steht also ganz oben auf dem Plan!
Die Kinder wollten es nicht glauben, aber in Weeki Wache gibt es sie wirklich – echte Meerjungfrauen. Wir haben sogar mit einer ein Foto machen dürfen.
Außer der Unterwasser Show der Meerjungfrauen (bei uns wurde die Geschichte von Ariel aufgeführt) ist es ein Wasser Vergnügungspark, der an die Quelle gebaut wurde. Künstlicher Strand, Wasserrutsche und Tubing im Fluss zusammen mit vielen, vielen anderen Familien ist hier angesagt. Zwischendurch ist es warm und voll im Park, aber insgesamt hatten wir einen magischen Tag mit den Meerjungfrauen.
In Clearwater besuchen wir das Marine Aquarium. Dieses Aquarium dient nicht in erster Linie der Belustigung der Besucher, sondern hier werden gerettete Tiere aufgefangen und aufgepäppelt um sie, nach Möglichkeit, wieder in die Wildnis zu entlassen. Tiere, die nicht wieder ausgesetzt werden können, finden hier ein Zuhause.
Das Aquarium hat uns sehr beeindruckt, es gibt ein Krankenhaus, man kann in die Behandlungsräume hineinschauen, es wird mit modernster Technik gearbeitet. Diese Geräte kosten Geld und ein Großteil der Finanzierung läuft über den Publikumsverkehr. Da zahlen wir gerne den Eintritt.
Nach Clearwater touren wir mit unserem Mietwagen nach Orlando. Hier haben wir einen Trailer gemietet, wohnen in einem richtigen Trailerpark, gehört doch auch irgendwie zu den USA?
Der Trailer ist erstaunlich großzügig. Die Kinder haben ein Zimmer, wir haben ein Zimmer und der Opi bekommt die „Master Suite“ mit eigenem Bad. Es gibt also sogar zwei Bäder und viel wichtiger für uns: Eine Waschmaschine und einen Trockner. Wichtiger für die Kinder: es gibt einen Pool in dem Parkkomplex, diesen nutzen wir ausgiebig für Schwimmtraining fürs Seepferdchen!
Ganz so begeistert sind wir dann aber doch nicht von dem Trailer. Es riecht stark parfümiert. Nachdem wir alle automatischen Duftsprüher gefunden und abgeschaltet haben riecht es muffig. Könnte an dem Teppich liegen. Die zu diesem Eindruck dazugehörigen kleinen Kakerlaken haben wir auch gesehen…
Aber wir sind ja nicht wegen dem Trailer in Orlando! Am ersten Tag besuchen wir den „Mead Botanical Garden“ und essen sehr lecker im East End Market.
Wir unternehmen eine Bootstour entlang der Häuser all der berühmten Persönlichkeiten, die ein Grundstück am Wasser in Winter Park ergattert haben.
Doch eigentlich sind wir nach Orlando gekommen, da der Panda aktuell Weltraum verrückt ist, wir wollen das Kennedy Space Center besuchen.
Dort angekommen, sind wir absolut beeindruckt. Allein der Weg dorthin: wir verfahren uns und landen am Mitarbeitereingang. Das ist wohl ein typischer Fehler, der passiert, wenn man mit Google Maps unterwegs ist, also Achtung!
Endlich an der richtigen Stelle, ist man sofort mittendrin. Wir laufen durch den Raketengarten und fahren mit dem Shuttle zum Apollo / Saturn V Center. Wir verbringen hier eine lange Zeit! Wenn die Amerikaner eines können, dann ist es Museen gestalten.
Ich habe in Deutschland noch kein Museum erlebt, dass mich wirklich beeindruckt, oder gar berührt hat. In Amerika schafft das sogar das Postmuseum – aber dazu später mehr. Mit aufwendigen Multimediavorstellungen werden die Besucher von Raum zu Raum geleitet und fühlen sich so beinahe als Teil der Geschichte, bevor sie dann erst in den eigentlichen Ausstellungsraum entlassen werden. Ich kann es garnicht so richtig beschreiben, aber ich finde, es ist absolut einen Besuch wert!
Da wir schon im Apollo / Saturn V Center so viel Zeit verbringen, schaffen wir es nur noch die Ausstellung zum Spaceshuttle Atlantis ausführlich zu erkunden. Wieder werden wir durch eine ähnlich aufwendige Inszenierung so richtig rein geholt in das Thema. Ich konnte Pandas Begeisterung für die Raumfahrt zuvor nicht so recht nachvollziehen, das ist jetzt anders!
Am Eingang, durch den wir auch wieder hinaus gehen, gibt es einen Countdown bis zum nächsten Raketenstart. Wir hatten darüber gesprochen, aber es nicht für wahrscheinlich gehalten, dass wir einen Raketenstart sehen könnten – doch tatsächlich, in DIESER Nacht, soll eine Rakete starten!
Wir haben sogar gesehen, wie die Booster der Space X Rakete zum Startplatz gefahren wurden.
Diese Chance haben wir wahrscheinlich nur einmal im Leben! Also stellen wir den Wecker auf 2 Uhr morgens.
In der Nacht dann die Enttäuschung: Der Start wurde auf die nächste Nacht verschoben. (Natürlich habe ich das erst gesehen, nachdem die gesamte Familie geweckt war und im Auto saß…).
Tagsüber unternehmen wir eine Kanutour und sehen Alligatoren beinahe hautnah! Eine absolute Empfehlung. Wir waren im Wekiva Springs Statepark paddeln, rund um und in Orlando gibt es aber sehr viele Quellen, Seen und Flüsse, sicherlich kann man überall gut paddeln und viele Tiere sehen.
Am Abend wird dann der Wecker wieder auf 2 Uhr gestellt, damit wir rechtzeitig aufbrechen können um den Raketenstart zu sehen. Und die Strapazen haben sich gelohnt! Es war unglaublich beeindruckend zusammen mit einigen anderen Familien mitten in der Nacht am Hafen von Jetty Park zu beobachten, wie drei Menschen ins All fliegen. Auf dieser Seite gibt es Empfehlungen zu verschiedenen Plätzen, die sich zum Beobachten eines Abflugs eignen. Doch nicht alle sind des Nachts auch geöffnet. Wir sind also vor Ort einfach irgendeinem anderen Auto auf Verdacht hinterhergefahren – so viele andere Autos waren um die Zeit nicht unterwegs – und tatsächlich, das Auto fuhr zu einem Parkplatz am Kreuzfahrtschiff Hafen von Jetty Park, hier hatten wir eine gute Sicht.
Ich hatte keine genaue Vorstellung, was uns erwarten wird. Los ging es mit einem hellen Licht, das dann aufstieg. Erst deutlich später hörten wir ein gewaltiges Wummern, so viel langsamer ist der Schall. Und dann flog sie hoch, die Rakete. Nach ein paar Minuten konnten wir noch sehen, wie einer der wiederverwendbaren Booster der Space X Rakete wieder zurück zum Landeplatz flog. Und irgendwann war sie weg, die Rakete. Ich habe einen Livestream des Starts im Internet rausgesucht, und so konnten wir sogar noch einen Blick in das Innere der Rakete werfen und die Astronauten sehen. Das frühe Aufstehen hatte sich absolut gelohnt!
Am Morgen ging es per Flugzeug nach New York. Hier haben wir die Staten Island Farry genommen, um einen guten Blick auf die Freiheitsstatue zu erhaschen, haben mit den Kindern das 9/11 Memorial und Museum besucht (ja, es ist etwas gruselig, aber sie waren absolut interessiert, auch an den Hintergründen!), eine Fahrradtour durch den Central Park unternommen und sind die Highline entlang spaziert.
Von New York ging es weiter zu unserer letzten Station der Reise. Mit dem Zug fuhren wir nach Washington D.C.. Hier hatten wir über Airbnb ein ganzes Haus gemietet, es hatte sogar einen kleinen Whirlpool, die Kinder waren begeistert und wir auch.
Direkt in der Nähe lag das Arboretum es wurde uns von unseren Airbnb Gastgebern wärmstens empfohlen und war für uns genau das Richtige, um nach New York ein wenig runterzukommen. Wir bestaunten die Bonsai Kollektion, die vielen Pflanzen und Schmetterlinge und den Platz zum Rennen.
Philips Großcousin besucht mit uns den Friedhof von Arlington und die Theodore Roosevelt Island.
Wir entdecken einen tollen Wasserspielplatz und große Schaukeln in der Gegend The Wharf und besuchen auch einige der Museen der Mall.
Ein Museum, welches direkt am Bahnhof von Washington liegt, habe ich schon oben angesprochen: Das Postmuseum. Ich habe auf mehreren Seiten im Netz gelesen, dass ein Besuch lohnend ist. Als ich es vorschlage, erklärt mich mein Papa für verrückt. „Du findest generell Museen langweilig und willst jetzt ins Postmuseum mit uns gehen??“ Ja, will ich. Wir können ja wieder gehen, wenns uns nicht gefällt.
Wir verbringen ca. 2h dort und es gefällt uns! Während mein Papa sich angeregt mit einem netten Mitarbeiter über Fehldrucke von Briefmarken unterhält, designen die Kinder ihre eigenen Briefmarken und beginnen eine Briefmarkensammlung. Im unteren Stockwerk lern man mehr darüber, wie die Post transportiert wurde, Pferdekutschen, Züge, Flugzeuge und die Geschichte von einem ganz besonderen Hund. Ich kann es nur wiederholen, die Amerikaner wissen, wie man Museen macht!
Auf unserer Reise haben die Kinder nicht nur unglaublich viele schöne Landschaften und besondere Tiere gesehen, sondern auch wahnsinnig viel über Politik gelernt. Sie haben so viele Fragen gestellt und waren so interessiert. Dadurch, dass wir so viel über die Politik und Geschichte der USA erfahren haben, haben wir auch immer wieder darüber gesprochen, wie es bei uns ist. Zuvor war so etwas noch nie Thema bei uns.
Ich bin gespannt, wie viel von dem Gelernten tatsächlich langfristig hängen bleibt, doch ich denke diese Reise hat den Kindern, und auch mir, einige Themen nähergebracht.
Als letztes bringen wir den Opi nach Baltimore, die erste Station seines Sabbaticals, auf welchem auch er viel Neues lernen wird!