FernwehForge

Chinesische Kaligrafie in einem Hauseingang mit Blumen
Wuzhen, China

August 2017

China mit Baby - Ja, das geht!

In China steht die Med Info an, mein Papa ist mit der Universität Bern dabei.

Beim gemeinsamen Frühstück fragt er meine Schwester, ob sie die Gelegenheit nutzen möchte und mit ihm Urlaub in China machen möchte, vielleicht inklusive Abstecher nach Thailand? Sein Kollege ist Chinese, er plant eine Reise durch das Land für die Kollegen, da könnte meine Schwester mitkommen.

Während meine Schwester noch überlegt, ob das in ihre Semesterferien passt, bin ich schon dabei!

„Du?? Aber du hast doch Kinder?!“ Mein Papa ist geradezu entsetzt.

„Na eben, mir ist langweilig in der Elternzeit, oder nimmst Du deine Enkel und mich etwa nicht mit?“

Was soll er da sagen?

Fliegen mit Baby und Kleinkind

Der Flug verläuft, wie ein Flug mit Baby eben verläuft, viel stillen, wenig schlafen, ein nicht ganz glückliches Baby, das sich dann aber doch ganz gut schlägt und sogar das Babybettchen vor den Sitzen für ein paar Stunden Schlaf nutzt.

Ach ja, und einen 2-Jährigen haben wir ja auch noch dabei, der läuft so nebenher, bzw. zwischen den Gängen auf und ab. Der Opi hat keinen Sitz neben uns bekommen, zuerst ärgert uns das, im Nachhinein ist es super, da der Kleine ein Ziel für seine Wanderungen hat. Eigentlich alles easy, wenn man zu dritt ist, mein Papa und meine Schwester helfen geduldig mit den Kindern.

Unser Gepäck für China - Heute würde ich sagen VIEL zu Viel!!
Unser Gepäck für China - Heute würde ich sagen VIEL zu Viel!!

Shanghai

Wir kommen in Shanghai an, es geht sofort los. Shanghai bei Nacht erleben. Die Menschenmassen, die Lichter, die riesigen Häuser, gleich mal der absolute Overload. Die Löwin schläft im Maxicosi, der Panda weiß gar nicht wo er zuerst hinschauen soll.

Am nächsten Tag wird uns so richtig klar, dass diese Reise etwas besonderes ist. Wir sind zum Essen bei einem Freund des Kollegen meines Vaters eingeladen – und werden wie VIPs behandelt.

Im 100sten Stockwerk

Der Besuch aus Europa ist etwas besonders in China und gilt auch als Statussymbol. Man legt sich ins Zeug, um uns nur das beste von China zu präsentieren.

Mir wird langsam klar, warum mein Papa mich anfangs nicht mit zwei kleinen Kindern mitnehmen wollte. Wir sitzen vor einem reich gedeckten runden Tisch in einem privaten Raum des Restaurants. Vor jedem Platz mehrere feine Porzellanschüsseln und Stäbchen.

„Panda – du musst dich bitte richtig gut benehmen, du darfst auf keinen Fall kleckern!“ raune ich dem Großen zu und meine Schwester rückt etwas näher zu ihm, um ihm mit den Stäbchen zu helfen. Das macht er dann auch, er isst absolut mustergültig mit dem Porzellanlöffel!

Der einladende Bekannte aus China ist der Mit-Erbauer eines der größten Gebäude Shanghais, das müssen wir unbedingt anschauen. In den 100sten Stock hochfahren und Shanghai von oben sehen.

Wir werden von einem Fahrer hingefahren, steigen aus und wollen uns schon ganz selbstverständlich in die Schlange der Menschen stellen, die auch alle mal aus dem 100sten Stockwerk hinunterschauen wollen. Aber Nein! Wir werden an der Schlage vorbei direkt in den Aufzug geführt und ab geht es mit Hochgeschwindigkeit nach oben – ich stille im Aufzug, Die Löwin bleibt glücklich und bekommt zum Glück keinen Druck auf den Ohren.

Attraktion Blonde Kinder

Schon dort oben, aber vor allem auch auf unserer weiteren Tour sind unsere blonden Kinder ein absoluter Magnet für all die Chinesen um uns herum, wir sind DAS Fotomotiv. Was am Anfang witzig ist, sorgt nach kurzer Zeit für einen eher ängstlichen Panda und eine überreizt weinende Löwin. Wir entwickeln neue Techniken, um unsere Kinder „Fotosicher“ zu verpacken. Und endlich mal mehr als zwei Meter am Stück vorankommen zu können, bevor wieder jemand fragt „Can I take a photo?“

Höflich sind alle jederzeit, es wird gefragt, bevor Fotos gemacht werden, es wird gelacht, man findet uns einfach spannend.

Toilettenproblem am Bahnhof

Von Shanghai soll es mit dem Zug nach Wuzhen gehen, eine Art Museums Stadt.

Ein Zugticket kann man als Ausländer nur persönlich vor Ort kaufen.

Unser Fahrer hält am Bahnhof, der so futuristisch aussieht, dass wir ihn kaum als solchen erkennen. „Wir gehen nur schnell ein Ticket kaufen“ sagt unser Freund, der die Reise geplant hat. Ok „nur schnell“, der Fahrer bleibt hier, wir lassen die schlafende Löwin kurz im Auto.

Dass aus „kurz“ nichts wird, merken wir, als wir den Bahnhof betreten und die Menschenmassen sehen, die dort vor dem Ticketschalter warten. Ein Hupen, ich drehe mich um und sehe noch, wie unser Fahrer einem anderen Auto Platz macht und wegfährt – mit meinem Baby! Panik! Ich will raus und hinterher rennen, werde aber von unserem Freund aufgehalten. „Keine Sorge, der fährt nur um den Block.“

Ist mir trotzdem nicht geheuer! Wie groß ist der Block? Wenn er zurückkommt, ist unsere kleine Löwin dann noch im Auto? Was, wenn sie aufwacht? Was macht er mit ihr, wenn sie weint?

Doch jetzt gibt es erst mal ein anderes Problem, der Panda zupft an meiner Hand „Mama, ich muss mal.“

Man muss dazu sagen, er ist ca. 1 Woche vor unserer Abreise trocken geworden, das war das Ziel, ich wollte nur eine Windelgröße mitschleppen müssen.

Gerade trocken geworden heißt aber auch das „Ich muss mal“ noch immer sehr schnell gehen muss.

Zur Toilette kommt man erst, wenn man bereits ein Ticket hat, und nach wie vor stehen gefühlte 1000 Leute vor uns in der Schlange. Meine Schwester und ich schauen uns um, Menschen überall um uns herum, in einem schicken kalten Gebäude, vor dem Gebäude Taxis und Asphalt, kein Busch, kein Baum, nichts. Oder doch – wir schauen uns an und haben die gleiche Idee „Das können wir doch nicht machen!“ sage ich „Was willst Du sonst machen?“ fragt meine Schwester und so steuern wir auf die einzige Topfpflanze im Bahnhofsgebäude zu. Da viel los ist im Gebäude, sind wir auch an der Topfpflanze nicht allein und ziehen sofort alle Blicke auf uns. „Da?“ fragt der Panda völlig ungläubig, als ich ihn schon abhalten will. „Mama – die ist aus Plastik“ flüstert er ganz erschrocken „Ich kann so nicht.“

Und dann hat er tatsächlich noch 30 Minuten eingehalten, bis wir zurück am Hotel waren. Mit Baby, die Kleine hat tatsächlich brav im Auto weitergeschlafen, unser Fahrer hat uns zuverlässig wieder abgeholt – alles gut gegangen!

Der Goldene Bus

Mit dem Zug sind wir dann doch nicht gefahren. Als ein Bekannter unseres chinesischen Freundes mit bekommt, dass wir Zug fahren wollen, „rettet“ er uns vor diesem Unterfangen in dem er uns seinen goldenen VIP Bus mit samt Fahrer zur Verfügung stellt. Wirklich – ein goldener Bus mit rotem Teppich und großen Sesseln!

So komfortabel kommen wir im wunderschönen Wuzhen an.

Wuzhen

Wuzhen ist eine ganze Museumsstadt. Der alte Stadtkern ist sehr gut erhalten.

Wir kommen am Abend an und übernnachten in einem der alten Gebäude.

Am nächsten Tag wandern durch die Stadt, unternehmen eine Bootsfahrt, steigen auf eine Pagode, es gibt überall etwas zu sehen, alles ist wunderschön hergerichtet! 

Es ist sehr voll, auch die Einheimischen kommen hier her um Urlaub zu machen.

Nanjing

Weiter geht es mit dem schicken Goldenen Bus nach Nanjing, zum Sun-Yat-sen-Mausoleum. Dem Grab des ersten Präsidenten der Republik China.

Zusammen mit vielen weiteren Touristen steigen wir die Treppen nach oben und werden mit einem genialen Ausblick und einem leicht kühlenden Regenschauer für den schweißtreibenden Aufstieg belohnt.

Inga mit der kleinen Löwin in Nanjing

Hangzhou

Zurück in Hangzhou werden wir von Bekannten unseres Freundes, dem hiesigen Bürgermeister und seiner Frau, zum Essen eingeladen.

Natürlich wieder alles vom Feinsten! Der Panda ist gebrieft und benimmt sich mustergültig. Die kleine Löwin ist diesmal völlig drüber und hat eine richtige Schreizeit. So ein Schreien, dass sich nicht beruhigen lässt. Stillen hilft nicht, sie will nicht schlafen, sie ist frisch gewickelt. Ich kann nicht herausfinden, woran es liegt und tigere ergeben mit ihr vor dem Restaurant auf und ab, während die anderen drinnen essen.

Die Frau des Bürgermeisters kommt heraus und bietet mir an mein Baby zu tragen, damit ich etwas essen kann, ich lehne dankend ab, sie wird keine Chance haben die Kleine zu beruhigen. Doch Frau Bürgermeisterin besteht so vehement darauf mein kleines schreiendes Bündel zu übernehmen, dass ich schließlich nachgebe.

Völlig glücklich trägt sie die kleine quengelige Löwin neben unserem Tisch auf und ab und singt ihr etwas vor! Ich bedanke mit tausendmal für das Babysitten, das gute Essen und die vielen Geschenke, die wir dann auch noch bekommen. Von der Gastfreundschaft der Chinesen sind wir absolut überwältigt!

Alleine in Hangzhou

Die MedInfo in Hangzhou beginnt, während der Rest unserer Reisegruppe jetzt arbeiten muss, haben meine Schwester, die Kinder und ich Zeit, Hangzhou zu erkunden.

Das ist aufregend, ganz ohne chinesisch sprechenden Reisebegleiter.

Wir bekommen Zettel mit chinesischen Schriftzeichen. „Den hier zeigt ihr an der Rezeption, dann bestellen sie euch ein Taxi, den hier zeigt ihr dem Taxi Fahrer, der bringt euch in einen Park, den hier zeigt ihr im Restaurant, dann bringen sie euch Essen“

Cool, und wie kommen wir wieder heim?

„Sprecht am besten junge Leute an, die können vielleicht ein bisschen Englisch, gebt ihnen die Visitenkarte vom Hotel, die rufen euch dann bestimmt ein Taxi“

Alles klar.

Klappt super. Schöner Park, leckeres Essen, junge Leute, Taxi zum Hotel.
Aber was machen wir, wenn der Panda auf der 30-minütigen Fahrt zurück zum Hotel mal wieder „Ich muss mal“ sagt??!

Aus Verzweiflung bieten wir ihm eine Windel der kleinen Löwin an, denn wir schaffen es einfach nicht den Taxifahrer zum Anhalten zu bringen.

Möchte er nicht. Endlich am Hotel angekommen verlasse ich, noch bevor wir richtig stehen, fluchtartig das Taxi, mit Panda unterm Arm. Rase ins Hotel, vorbei an der Rezeption zur Toilette im Eingang. Die Blicke aller Umstehenden sind Gold wert, ich glaube sie halten uns Europäer jetzt leider für verrückt.

Westlake Hangzhou
Die Messe von Hangzhou

Weiter gehts nach Thailand

Als die MedInfo zu Ende ist, verbringen wir noch einen Tag mit meinem Papa in Hangzhou, wir erkunden die Innenstadt.

Von China aus fliegen wir dann weiter nach Thailand, Entspannter Badeurlaub mit ein wenig Sightseeing ist geplant.

Wie das war und ob ihr das auch machen solltet könnt ihr HIER lesen.